Psychoanalytiker

Psychoanalytiker
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Ein Psychoanalytiker behandelt Patienten mit psychischen Störungen. Er stellt Diagnosen und führt Einzel-, Paar- oder Gruppentherapien durch. Die Wurzeln dieser Therapieform gehen auf den bekannten Wiener Arzt Sigmund Freud zurück. Heute gilt die Psychoanalyse als eigenständige Humanwissenschaft.

Ausbildung

Der Beruf des Psychoanalytikers setzt einen langjährigen und intensiven Ausbildungsweg voraus. Nach einem Hochschulstudium folgt die mehrjährige analytische Ausbildung. Personen, die diese Tätigkeit ausüben möchten, müssen ihre fachliche und persönliche Eignung nachweisen.

Formal benötigen ein abgeschlossenes Studium der Psychologie oder der Humanmedizin. Während des Studiums sollten die Studierenden ihr Wissen in den Bereichen Klinische Psychologie und Diagnostik vertiefen. Ihr Praxissemester leisten sie idealerweise in psychotherapeutischen Praxen, psychiatrischen Kliniken, psychosomatischen Krankenhäusern oder anderen sozialen Einrichtungen ab. Bevor sie mit der Weiterbildung beginnen, sollten sie Berufserfahrung sammeln.

Die persönliche Eignung umfasst folgende Bereiche:

  • Empathie, Einfühlungsvemrögen
  • Offenheit für interkulturelle Zusammenhänge
  • klare, verständliche Sprache
  • gute Beobachungs- und Auffassungsgabe
  • körperliche Belastbarkeit (Rufbereitschaft)
  • psychische Belastbarkeit (Umgang mit psychisch erkrankten Menschen und schwierigen Lebenssituationen

Nach dem erfolgreichen Studienabschluss erfolgt die Bewerbung an einem Ausbildungsinstitut für Psychoanalyse. Das Curriculum wird von der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT) festgelegt. Der Fachverband mit Hauptsitz in Berlin legt auch die Kriterien für die Auswahl der Bewerber fest.

Ablauf der Ausbildung

Die Ausbildung besteht aus drei Teilen:

  • berufsbegleitenden Lehrveranstaltungen abends oder am Wochenende
  • praktische Arbeit in einem psychoanalytischen Institut oder einer psychiatrischen Klinik
  • Lehranalyse: Selbsterfahrung mit der psychoanalytischen Methode

Anmerkung: Der Selbsterfahrung wird eine große Bedeutung zugeschrieben. Angehende Psychoanalytiker lernen dabei nicht nur die Patientensicht auf die Behandlung kennen und Erfahrung mit der Psychoanalyse sammeln. Sie erwerben gleichzeitig die Fähigkeit, sich selbst intensiv und genau zu beobachten und ihre Wahrnehmung zu reflektieren. Diese Fähigkeiten benötigen sie zur Durchführung erfolgreicher Psychotherapien.

Dauer der Ausbildung

Die Ausbildung zum Psychoanalytiker in Teilzeit dauert in der Regel fünf Jahre. In bestimmten Fällen können bereits erworbene Qualifikationen angerechnet werden. Dazu zählen unter anderem:

  • Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
  • Facharzt für Psychiatrie
  • Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie

Die Anrechenbarkeit muss bei der Bewerbung mit dem jeweiligen Ausbildungsinstitut abgesprochen und beantragt werden.

Abschluss der Ausbildung und berufliche Perspektiven

Nach einem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung zum Psychoanalytiker stehen verschiedene Berufswege offen:

  • wissenschaftliche Forschung an einer Universität, einem Institut oder einer Klinik
  • praktische Ausübung des Berufs im Rahmen einer psychotherapeutischen Tätigkeit in Praxen, Beratungseinrichtungen oder Kliniken
  • Lehrtätigkeit an einer Hochschule

Ausblick

Die Digitalisierung schreitet fort und verändert auch die Arbeit von Psychotherapeuten. Telefonische Beratungsangebote, der Einsatz von Apps zur Unterstützung einer Therapie und Online-Therapiesitzungen oder Kurzinterventionen gehören zunehmend zum Berufsalltag. Angehende Psychoanalytiker sollten die Bereitschaft mitbringen, die moderne Technik im Berufsalltag einzusetzen. Der Mangel an freien Therapieplätzen und die damit verbundenen langen Wartezeiten für die Patienten stellen einen zentralen Faktor für den Einsatz solcher Tools dar.

Zusätzlich nehmen Psychoanalytiker regelmäßig an Supervisionsgruppen teil, um ihre Arbeit zu besprechen und zu reflektieren. Außerdem sind sie zu Fort- und Weiterbildung verpflichtet.

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