Sozialarbeiter

sozialarbeiter
tyaqakk – Pixabay

Berufsbild Sozialarbeiter:

Sozialarbeiter leisten Beratungs- und Erziehungsarbeit in verschiedenen sozialen oder staatlichen Einrichtungen (z.B. Seniorenheime, Krankenhäuser, Kindertagesstätten, Schulen oder Strafvollzüge). Diese Arbeit wird umgangssprachlich als „Hilfe zur Selbsthilfe“ bezeichnet, im beruflichen Jargon als Empowerment.

Unter diesem Begriff versteht man, dass Klienten wieder lernen müssen, ihre (in der Regel schwierigen) Lebensumstände wieder selbst in die Hand nehmen zu können. Hierbei werden sie von mindestens einer pädagogischen Fachkraft beratend unterstützt. Trotz gewisser Ähnlichkeiten ist der Sozialarbeiter vom Sozialpädagogen zu unterscheiden, auch wenn man dazusagen muss, dass die beiden Berufsfelder sich in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend ähnlicher geworden sind.

In beiden Berufen werden wichtige pädagogische Arbeitsbeiträge geleistet: Man verbessert die Teilhabe hilfsbedürftiger Menschen und inkludiert diese wieder zurück in die Gesellschaft. Hierbei orientiert sich der Sozialarbeiter an den Ressourcen seines Klienten.

Wie wird man Sozialarbeiter?

Viele Menschen glauben, dass man einfach nur sozial sein muss, um den Job eines Sozialarbeiters lernen und ausüben zu können. Ein altbekanntes klischeebeladenes Bild sagt, dass Sozialarbeiter während ihrer Ausbildung zusammen in einem Raum sitzen und Gefühle haben. Dies ist jedoch mitnichten der Fall: Um den Beruf des Sozialarbeiters erlernen zu können, ist ein Studium nötig, das aus vielen verschiedenen Fächern (sogenannten Modulen) besteht.

Da die Soziale Arbeit nur bedingt über eigene Wissenschaftsparameter verfügt, bedient sie sich größtenteils an Lehren bzw. Theorien aus Politik, Ökonomie, Soziologie, Ethik, Theologie, Philosophie, Jura, Psychologie und Medizin (Bezugswissenschaften). Aus diesem Grund wird die Soziale Arbeit auch als Sekundärwissenschaft bezeichnet. Die Besonderheit an der Sozialen Arbeit als Wissenschaft ist, dass sie retrospektiv (zurückblickend) arbeitet und ihre Grundlagen auf Erkenntnissen beruhen, die im Vorfeld gesammelt wurden.

Da es sich um einen praxisorientierten Beruf handelt, sieht ein Studium im Normalfall mehrere Praktika vor, die sich teilweise über ein gesamtes Semester (ein sogenanntes Praxissemester) erstrecken können. In manchen Hochschulen steht außerdem ein Hospitationspraktikum im Modulhandbuch, das meistens am Anfang des Studiums absolviert werden muss und lediglich einen Monat dauert. Die Regelstudienzeit für den Bachelor of Arts beträgt drei Jahre, also sechs Semester.

Im Anschluss an das Studium steht es den Studierenden frei, einen Master zu machen und sich auf einem bestimmten Themengebiet (z.B. Suchtberatung) zu professionalisieren. An vielen Hochschulen ist eine nebenberufliche Tätigkeit an einer sozialen Einrichtung parallel zum Masterstudium Pflicht.

Voraussetzungen

Streng genommen beginnt das Studium der Sozialen Arbeit schon vor den verschiedenen Vorlesungen und Seminaren: Zwar benötigt man in der Regel keinen NC (Numerus clausus), um zugelassen zu werden, aber aufgrund der daraus resultierenden hohen Nachfrage können Hochschulen oft nur einen von drei Bewerbern annehmen.

Außerdem muss man im Vorfeld nachweisen, dass man bereits entsprechende Berufserfahrungen gesammelt (z.B. Zivildienst, Bundesfreiwilligendienst, Freiwilliges Soziales Jahr) oder eine pädagogische Vorausbildung (z.B. Sozialhelfer, Erzieher, Heilerziehungspfleger) absolviert hat. Außerdem müssen Studierende ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen, das keine Einträge aufweisen darf.

Beispiel für ein Modulhandbuch

  • Modul 1: Grundlagen wissenschaftlichen Denkens und Arbeitens
  • Modul 2: Studienprojekt 1
  • Modul 3: Vertiefung mit theorie- bzw. forschungsbezogener Perspektive 1
  • Modul 4: Vertiefung mit theorie- bzw. forschungsbezogener Perspektive 2
  • Modul 5: Bachelor-Thesis + Begleitseminar
  • Modul 6: Einführung in die Wissenschaft Sozialer Arbeit
  • Modul 7: Historische und systematische Zugänge zur Sozialen Arbeit
  • Modul 8: Grundlagen konzeptionellen Handelns
  • Modul 9: Theorien Sozialer Arbeit
  • Modul 10: Konzepte professioneller Intervention und Organisation
  • Modul 11: Perspektiven der Profession Sozialer Arbeit
  • Modul 12: Rechtliche Grundlagen und Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit
  • Modul 13: Gesellschaftliche Grundlagen und Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit
  • Modul 14: Politische und ökonomische Grundlagen und Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit
  • Modul 15: Ethos und Ethik als Grundlagen und Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit
  • Modul 16: Personalität – der Mensch im philosophischen und theologischen Denken
  • Modul 17: Wahrnehmen und Gestalten – die ästhetische und kulturelle Dimension
  • Modul 18: Verhalten und Erleben – die psychosoziale Dimension
  • Modul 19: Entwicklung, Bildung, Sozialisation
  • Modul 20: Gesundheit, Krankheit und Behinderung
  • Modul 21: Studienprojekt 2

Bei diesem Modulhandbuch handelt es sich um ein altes Exemplar (Wintersemester 2017/2018) der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (Standort Köln). Die Prüfungsleistungen werden auf unterschiedliche Arten (Klausuren, Hausarbeiten, Lerntagebücher, Praxis, Vorträge, Gruppendiskussionen) erbracht und müssen mindestens mit 4,0 bewertet werden.

Je nach Gewichtung eines Moduls erhält man zwischen sechs und dreißig CTS (Credit Points), die notwendig sind, um seine Bachelor-Thesis anmelden und schreiben zu können. In einigen Modulen wird den Studierenden außerdem eine Zusatzqualifikation angeboten (z.B. Medienpädagogik oder Erlebnispädagogik), die potentiellen Arbeitgebern ebenso als Referenz dienen kann wie eine zu einem bestimmten Thema verfasste Hausarbeit.

Praxis

Ein Leitspruch in der Sozialen Arbeit lautet, dass man nie eine Methode einsetzen soll, die man nicht selber erfahren oder zumindest im Vorfeld getestet hat. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Sozialarbeiter (entgegen klischeehafter Ansichten) nicht aus dem Bauch heraus entscheiden, sondern sich bewusst für eine bestimmte Maßnahme entscheiden. Der Sozialarbeiter muss jederzeit eine wissenschaftlich fundierte Auskunft über die angewandten Mittel bzw. Handlungen geben können. Nur in ganz seltenen Fällen werden Entscheidungen auch mal spontan oder situativ getroffen.

Weiterführende Links